Adventskalender 2022

    3 Durchs Schlüsselloch belauscht

     

    Ravi stand mit leuchtenden Augen mitten im Zimmer und bewegte sich nicht. Er bemerkte nicht einmal das Mama und Aron ihn folgten.

     

    Eine Umzugskiste vor der Wichteltür lies sein kleines Herz höher schlagen und war für ihn eine klare Botschaft. Sie kommen wieder, sind bald da, ihren geliebten Wichtel Kalle und Niko.

     

    Und ihr könnt mir glauben, am liebsten hätte er die Kiste aufgemacht und hineingeschaut. Jedoch weiß er es noch sehr genau, wer einen Wichtel je zu Gesicht bekommt. Bringt den Wichtel in höchste Gefahr und er der Wichtel muss sofort wieder zurück in den hohen Norden ins Wichtelland.

     

    Fürs erste war die Spannung entschärft. Denn heute kann Ravi glücklich im Kindergarten berichten, was er selbst gehört und vor allem gesehen hat. Und dennoch juckte es ihm den ganzen Tag unter den Fingernägeln. Einen passenden Moment zu erwischen, um zu schauen, was sich in der Umzugskiste befindet. Eigentlich ist Ravi gar nicht so scheu und zaghaft. Er weiß schon sehr genau was er will und geht seinen Weg. Wenn da nicht dieser Zauber ihn zurück hielt und mitschwang. Das gewisse Etwas, was jeder für sich als Kind in der Weihnachtszeit erlebt hat. Wenn Herzenswünsche tief aus dem Herzen aufblühen und das lange Warten, ob sie erfüllt werden oder nicht. Doch für heute steht fest dieses Weihnachten wird in Begleitung der Wichtel sein.

     

    Voller Freude berichtete Ravi seinen Kindern und Erzieherin von dem was er gehört und vor allem gesehen hat. Aufmerksam lauschten sie Ravis Erzählung. Nur Manja war still und drückte ihre Tränen weg. Später sah man sie mit einem Buch in einer Ecke sitzen. Am Nachmittag malte sie sich ihren eigenen Wichtel. Mit einem grünen Mäntelchen und einer roten Nase. Die Hose war rot weiß gestreift. Behütete ihr Blatt sehr sorgfältig, so als wäre es was ganz Besonderes. Einzelne Kinder gingen auf Manja zu und bewunderten ihre Zeichnung. Manja blühte auf und von der Träne war keine Spur mehr zu sehen.

     

    Aron holte mit Papa Silas Ravi aus der Einrichtung ab. Mama Bella kam etwas später heim.

     

    Daheim schlich sich Ravi zur Umzugskiste und wollte sie gerade in einen sicheren Moment öffnen, da hörte Ravi den Schlüssel in der Eingangstür und die Umzugskiste fiel ihn aus seiner kleinen Hand bevor er ein Blick hinein erhaschen konnte. Schnell rückte er sie wie sie stand und huschte unbemerkt aus den Raum.

     

    Ob er damit den Wichtel verscheucht hat, erfährt ihr vielleicht morgen.

    © Petra-Josephine

    Durchs Schlüsselloch belauscht

     

    Wer stand den nun unerwartet vor der Tür? Die Wichtel waren es jedenfalls nicht und daher die enttäuschten Blicke, welche voller Erwartungen und Vorfreude gespeist waren. Wie versteinert standen Aron und Ravi da und versperrten den Weg.

    Mama Bella kam nun auch dazu und fragte: „Wollt ihr nicht rein kommen?“ Da löste sich die starre des Augenblicks und eine herzliche Umarmung und Begrüßung folgte. Oma und Opa waren zu Besuch gekommen, um gemeinsam den ersten Advent zu feiern. Sie blieben bis in den späten Abend ehe sie sich auf den Heimweg machten.

     

    Mitten in der Nacht wachte Aron auf und versteckte sich bis zur Nasenspitze unter seiner Zudecke und lauschte in die stille dunkle Nacht regungslos hinein. Da war es wieder jenes Geräusch, welches alle beim Mittagsmal wahrgenommen hatten. Sicher hat dieses ihn auch aufgeweckt. Nur still liegen bleiben, mich auf keinen Fall bemerkbar machen, sprach Aron leise zu sich, hoffentlich wacht Ravi jetzt nicht auch noch auf. Doch der schlief seelenruhig und lächelte vor sich hin. Da ging plötzlich das Licht im Flur an und kurz darauf hörte Aron die Toilettenspülung. Das kann doch nicht wahr sein. Jetzt hat Mama die Wichtel vertrieben. Ein klein wenig Wehmut durch fuhr den kleinen Körper. Das Licht ging aus und die stille der Nacht öffnete sich wieder. Noch ehe er sich dem Gefühl widmen konnte war es wieder da. Dieser dumpfe Ton, als bewege sich etwas sehr schweres. Erleichtert lauschte Aron noch mit hochgezogener Bettdecke und geschlossenen Augen das Geräusch bis er wieder einschlief. Was sich hinter dem Geräusch versteckt und ob Aron von den Wichtel Kalle und Niko träumte bleibt vorerst ein Geheimnis.

     

    Der Wecker klingelte im Kinderzimmer am frühen Morgen für Aron. In der Küche klapperte es schon mit Geschirr. Alsbald darauf kam Mama Bella ins Kinderzimmer und weckte Aron sanft auf. Damit er genügend Zeit hat ins Bad zu gehen und sich frisch zu machen. Legte ihn die Kleidung für den Schultag bereit und verschwand wieder in die Küche.

     

    In der Zwischenzeit wachte auch Ravi auf und verschwand auf leisen Sohlen ins Bad. Zog sich seine Sachen an und erschien in der Küche. „Tara, Tara Ravi ist wieder da!“ und lachte herzhaft. In diesen Augenblick kam gerade Papa Silas dazu. Wie kann man so fröhlich aufgeweckt den Tag beginnen. Papa musste sich erst noch recken und strecken ehe er so richtig wach war. Eine Tasse Kaffee gab ihn den ersten Schwung für den Anfang der ersten Vorweihnachtswoche.

     

    So fröhlich wie Ravi die Küche betrat so fröhlich wanderte er zur Wichteltür. Plötzlich war es mucksmäuschenstill. Mama Bella unterbrach ihre Arbeit und auch Aron blickte mit wachsam auf. Wenn diese Stille im Raum war, war meistens irgendwas im Busch.

    Doch was das war, das erfährt ihr vielleicht morgen.

     

    © Petra-Josephine

    Durchs Schlüsselloch belauscht

    Schon seit Tagen hat sich mitten in einer Novembernacht, die Tür des Wichtels ins Zimmer geschlichen und befand sich regungslos an der Wand. Noch sind es vier Tage bis zum ersten Dezember, wo die Wichtel ihre Familien aufsuchen, um ihnen durch die Weihnachtszeit zu begleiten. Den vielen Kindern ist es eine besonders große Freude diesen imaginären Wichtelfreund in der Weihnachtszeit in der Nähe zu wissen. Sie fiebern förmlich mit ihnen mit oder wie es bei Ravi in diesem Jahr war, schob er es einfach auf Niko. Das war Niko, ich habe ihn gesehen, sein verschmitztes lächeln verriet ihn dabei, es selbst gewesen zu sein. Manchmal braucht es einen Herzensfreund, der ihn hilft es leichter zu nehmen, als es in Wahrheit ist.

     

    Ravi und Aron lauerten jeden Morgen ob sich dort etwas weiteres getan hat. So war es auch am heutigen ersten Advent. Wieder nichts, kein einziges Zeichen von Kalle und Nikos Ankunft zu sehen. Nur das Gefühl lag in der Luft, wie eine Girlande an der Wand, die sich von Stunde zu Stunde straffte. Selbst beim leckeren Mittagsmal bei weihnachtlicher Musik im Hintergrund war von den Wichtel weit und breit kein Zeichen zu erspähen. Oder doch? Was war das eben, ich habe etwas gehört und Aron schaute Ravi an und gleichzeitig schauten sie auf ihre Eltern, die ebenfalls am Tisch saßen und ihre Teller lehrten. Ob sie es auch gehört haben? Ja sie schauten in Richtung jenes Zimmers aus dem das Geräusch kam. Es war kein gewöhnliches Geräusch, es war als würde es ein dumpfer Ton sein, wo etwas sehr schweres wegbewegt wird.


    Gemeinsam deckten sie die Adventskaffeetafel mit den selbstgerechten Plätzchen und es roch herrlich nach warmen Kakao und Kaffee. Vater Silas zündete die erste Kerze auf dem Adventskranz an. In diesen Augenblick leuchtete nicht nur die Kerze, nein es leuchteten die Kinderaugen ebenfalls. Ein Hauch von Magier lag in der Luft, die ein jeder für sich gerade genoss. Aus dem Räuchermännchen schlich sich der Weihnachtsduft ins Wohnzimmer und breitete sich aus.

    Da klingelte es plötzlich unerwartet an der Tür. Wer wird das wohl sein? Aron und Ravi hatten nur einen im Kopf. Das können nur die Wichtel sein. Denn heute am ersten Advent beginnt ja schließlich die Weihnachtszeit. Zur Weihnachtszeit gehört nun mal Kalle und Niko ihre treuen Wichtel aus den vergangenen Jahren. Sie rannten zur Tür so schnell ihre Füße sie tragen konnten, öffneten sie und ihre Blicke sprachen für sich.

    Doch wer vor der Tür stand und zum Kaffee kam erfährt ihr vielleicht Morgen.

    Für heute wünscht Mama Belle, Papa Silas Aron und Ravi euch einen besinnlichen ersten Advent und eine friedvolle Vorweihnachtszeit.


    © Petra-Josephine