Buchstabenregentag Teil 15

    Buchstabenregentag Teil 15

    Vorwort



    So wie so oft im Leben berührt uns etwas zu tief
     und es kommt etwas ins Rollen, ohne selbst
    dies hervorgerufen zu haben oder doch?
    Lena entstand aus einem Gefühl
     welches mir eines Tages begegnete
    tief berührte und zu diesen Texten führte

    Es entstanden und entstehen einzelne Geschichten
     die doch letztendlich zusammen gehören
    Ein kleiner Ausschnitt „Aus dem BUCH DES LEBENS
    der kleinen LENA die auf der Suche nach der Liebe ist

    Ein Buchstabenregentag

    Lena saß am Fenster ihres Kinderzimmers und sah den Regentropfen zu, die an die Scheibe prasselten und runter rutschten. Sie liebt den Regen auf ihre eigene Art. Gern stellt sie sich in ihn hinein  und hält ihr Gesicht ihm entgegen gestreckt. Sie liebt es, wenn er ihr sanft über ihre Wangen rollt. Sie sind so sanft und weich. Selbstverständlich kann sie sich auch erinnern, als sie sich vor ihn schützen musste, da er ihr mitten  ins Gesicht peitschte und das tat weh. Doch heute erlebt sie ihn von einer anderen Sicht nicht direkt und dennoch ganz nah.

    Wie gut dass der Regen immer wieder andere Gesichter hat, so wie alles was wir im Leben begegnen rollt gerade als Gedanke Lena durch den Kopf. Sie betrachtete ganz in sich versunken, die sich verändernden Gebilde an der sichtlich nassen Fensterscheibe. Der Regen malt ja auch Buchstaben, entdeckte sie soeben und musste lächeln, da sie dies noch nie beobachtet hatte. Sicherlich war es der Blick, den sie dies erkennen ließ, da sie aufmerksam in der Schule das Lesen mit Freude gelernt hat. Lena versuchte einige davon zu erkennen, so gut es sie vermochte. Zugegeben ein klein wenig Phantasie benötigte sie schon dazu. Sie hatte sichtlich Spaß bei diesem Zeitvertreib.

    Hier floss ein I dort gerade ein L und sogar ein V bildete sich gerade. Ganz in der Mitte fand sie sogar das A. Sie fühlte sich den einzelnen Buchstaben ganz nah.

    Dann erwachte in ihr der Gedanke,  was mögen die einzelnen Buchstaben nur denken, wenn sie einfach vor oder nach anderen gesetzt werden, damit sie ein Wort dann ergeben. Ist es ihnen immer Recht dort platziert zu sein, wo sie platziert werden? Fühlen diese sich immer wohl und angenehm dabei? Fühlen sie selbst das auch so intensiv, wenn sie etwas aussagen, was negativ ist oder sind sie neutral und gefühlslos. Den Worten kann ich keinesfalls Fragen  beantwortete sich Lena, die geben mir keine Antwort, nur mein eigenes Gefühl lässt es erahnen. Wie sie sich fühlen könnten, geliebt oder abgestoßen unbeachtet einfach so.

    In Lenas Kopf sprudelte es gerade so an Gedanken, als seien sie auf der Suche nach Verbindungen um eine passende Antworte parat zu haben. Es erscheinen einige Blickwinkel mal schwach und dann wieder klar und deutlich. Kennen sie Sonne und Regen? Fühlen sie Kälte und Wärme? Schmerzt es sie wenn sie falsch geschrieben oder ausgesprochen werden? Fragen und Bilder geistern in ihr und toben sich förmlich aus, als haben sie alle einen Freifahrtschein.

    Stopp! Ruft Lena auf einmal spontan und schaut sich erschrocken um, um sicher zu stellen, dass sie noch immer ganz allein in ihrem Zimmer vor dem Fenster sitzt. Sie wollte die Gedanken zur Ordnung rufen, damit sie auch festhalten kann, was sie ihr gerade mitteilen wollen.

    Hier folgt ruhig und verständlich die Antwort nein, das können sie sicher nicht. Denn sie können ja nicht essen und trinken. Sich keinesfalls selbstständig bewegen. Sie existieren ohne für sich selbst zu sorgen. Sie sind einfach da, so wie die Erde und der Himmel mit dem niemals erreichbaren Horizont.
    Nur wir sind fähig ein Gefühl dem zu schenken, dem wir unsere ganze Aufmerksamkeit widmen. Erkennt Lena gerade für sich. Ein klein wenig ist sie auch stolz, sich Gedanken über die Worte, welche durch Buchstaben verbunden sind, gemacht zu haben. Es ist ihre eigene persönliche Art Dinge zu betrachten, die ihre Aufmerksamkeit lustvoll wecken um erforscht zu werden.

    Ihre Gedanken wandern zu ihrem Lieblings Opi. Bei Opi fühle ich manches Wort anders, als wenn Mutti oder Vati es mir sagen. Es liegt sicher daran, wie nah mir die Betreffenden stehen. Das soll keineswegs sagen, das ich Mutti und Vati nicht Liebe, denn ich habe auch sie aus tiefstem Herzen gern. Und dennoch wiegt Omis und Opis Wort anders in mir als das von ihnen.

    Wider ganz in Gedanken versunken saß sie noch immer vor dieser Fensterscheibe ihres Kinderzimmers, an der die Regentropfen unaufhörlich noch immer ihre Bahnen zogen.

    Als sie dann schließlich langsam erwachte und aus dem Fenster sah, erblickte sie die dicke fetten dunklen Wolken. Sie lächelte und sagte leise zu sich: „ es wird ein Buchstabenregentag im wahrsten Sinne.

    Sie entfernte sich von ihrem Fensterplatz und nahm ein Blatt Papier und wollte dort Buchstaben regnen lassen. Ihre Gedanken verweilten den Regen ganz nah.
    Es purzelten einzelne Worte aufs Papier, nass; kalt; feucht; trübe, Regenkleidung; Regenschirm; eng und beim schreiben dieser Worte wird es Lena ganz schwer und mulmig ums Herz. Es umhüllte sie ein Gefühl, das sie frösteln ließ und sie fühlte sich spürbar unwohl dabei.


    So ermahnte sie sich sofort, als hätte Opa neben ihr gestanden und leise zu ihr geflüstert: „Lena fühle bitte die Sonne in dir“ Sie hörte diese Worte nicht und dennoch änderte sie spontan ihre eigene Handlung und lenkte sie auf darauffolgenden Wortesalat, der aus ihr purzelte. So schrieb sie nun Worte die sehr angenehm für sie waren.
    Hell; Licht; Wärme; Sonnenstrahlen; sich ins Gras legen um die Natur zu genießen; unbefangen spazieren gehen.
    Sie spürte sofort, wie die dunklen schweren Wolken, die sich in ihr niederließen, wieder auflösten. Da sie durch diese warmherzigen Gedanken zur Leichtigkeit umhergesprungen ist. Ohne große Anstrengungen, konnte sie dieses wundervolle Gefühl tief in sich wahrnehmen.
    Ein Dankesgedanke, sendet sie spontan kurz zu ihrem Opi, der ihr dies aus reiner Liebe gelehrt hatte. Er vertraute darauf, dass sie es eines Tages umsetzen wird, was er ihr mit auf ihren Weg zu geben vermochte.
    So hat dieser Buchstabenregentag ihr ganz besondere Gedanken und Gefühle geschenkt. Welche Buchstaben waren das noch mal, die dort an der Fensterscheibe zu erkennen waren? I;L;V und das A. Ich Liebe vielleicht auch und das ist wahr. Schon stellt sich eine Brücke dieser Worte über eine fließende Regenrinne, die sie gedanklich malte auf jenes Blatt Papier, das schweigsam alles in sich aufnahm was Lena ihm anvertraute.
    Ganz bestimmt wird Lena, diesen Regenbuchstabentag niemals vergessen. Sie hat ihn in einer ganz feinfühligen Form der Liebe erlebt. Lächelnd legt sie das Blatt Papier zur Seite um wachsam den Tag zu begegnen.

     
    CC BY-NC-ND © 26.10.2011 Petra-Josephine