Ein Brief veränderte vieles

    Ein Brief veränderte vieles

    Ein Jahr war es her als ich die Klinik verlassen hatte, in der ich mich selbst ein weisen ließ. Ich folgte den Hilferuf meiner Seele und gab ihr die Chance etwas Linderung zu erfahren.

    Es folgte ein Jahr danach die Genesungskur ,weit weg von Daheim und ganz auf mich gestellt.
    Damals in der Klinik war ich für alle da und sie bewunderten meine Offenheit und meine positive Einstellung zu all den Dingen die wir gemeinsam aufarbeiteten. Sicher war ich dadurch den Anderen vielleicht ein kleines Stückchen voraus, jedoch half es mir persönlich nicht meinen eigenen Zustand zu verbessern.
    So stand ich mit meinen eigenen immer wieder auftauchenden Symptome allein da. Auf der Anfahrt nahm ich mir fest vor, allein für mich selbst zu sorgen.
    Weit entfernt vom Alltag war es ja ein Geschenk sich selbst zu begegnen zu erleben und der Sache die einem immer wieder bedrückt auf den Grund zu gehen.

    Es war ein traumhafter Sonntagmorgen. Ich hatte gefrühstückt und wollte in den Wald allein spazieren gehen. Ich genoss die Stille des Waldes hörte das Rauschen der Wipfel zu und blieb auch mal stehen wann sich die Eichhörnchen ein stell dich ein gaben. Dennoch ging ich meinem Ziel entgegen eine Treppe hinauf zu steigen, die ich an Tagen zuvor entdeckt hatte.

    Als ich näher kam, dachte ich so bei mir, nein bitte nicht. Und doch war es so, zwei Damen meines Alters hatten die gleiche Idee und waren dabei ihren Weg in Richtung der besagte Treppe ebenfalls einzuschlagen.
    Jetzt begann ein kleiner Kampf in mir. Gehe ich weiter, was ich wollte oder Ändere ich mein Vorhaben. Es dauerte nicht gar so lang, da ich sowieso schon fast an besagter Treppe angekommen war. Nein du gehst deinen Weg, den du wolltest ermahnte ich mich und gab den Zweifeln keine Bedeutung.
    Die Damen waren in der Zwischenzeit schon ein Stück der Weges vorausgegangen. Sie plauschten munter miteinander.
    Als ich sie eingeholt hatte, begrüßte ich beide freundlich. Wagte mir höflich zu fragen ob sie allein sein wollen oder ob wir gemeinsam weiter gehen können.
    Sie hätten nichts dagegen und somit wanderten wir zu dritt diesen Sonntagmorgens den unbekannten Weg des Waldes weiter.
    Wir erzählten uns über dies und jenes, so das wir gar nicht bemerkten wie schnell wir im  nächsten Ort angelangt waren. Von dort gab es einen unteren Weg, den wir dann heimwärts gingen.
    Im Kurheim angekommen lud mich eine der beiden Dame zur Tasse Kaffee ein. Sie wollte diese Begegnung nicht einfach so im Sande verlaufen lassen. Es war Sonntag und wir hatten alle nichts auf unserem Plan.
    Völlig überrascht willigte ich ein und doch mit einem kleinen Gefühl welches mein Eigens war.
    So trafen wir in Ihrer Etage ein und gingen in den Gemeinschaftsraum wo sie den Kaffee kochte welchen wir danach gemeinsam gemütlich tranken.
    Irgendwie wurde es mir unwohl und doch genoss ich diese wundervolle Begegnung zugleich. Es war das Gefühl, das ich vielleicht doch stören könnte. Es nahm mich an die Hand und ich ging diesen Sonntag des Alleinseins wieder entgegen.
    Am selben Abend schrieb ich für sie einen Brief, in dem ich mich für diese schöne Zeit bedankte.
    Ich nahm ihn am nächsten Morgen mit zum Frühstück und überreichte diesen ihr. Von da an wechselten ab und an Briefe ihren Besitzen noch nichts ahnend wo dies hinführen wird.

    Manchmal wollten wir uns noch einmal verabreden, jedoch irgendwie kam es nie dazu. Wir hatten unterschiedliche Therapiezeiten.

    Sie hatte noch eine Woche und für mich hieß es Abschied nehmen. Ich wusste ich nehme wundervolle Erinnerungen mit nach hause. Spürte auch, das es für mich noch ein weiter Weg ist alles das Aufzuarbeiten was hier in der Kur zum Vorschein kam.

    Als ich so mein letztes Frühstück genüsslich verspeiste, kam sie Namens Edith auf mich zu. Gab mir einen Brief in die Hand, der etwas dicker war als all die Anderen zuvor. Bitte lese ihn erst auf der Heimfahrt im Zug, bat sie mich zugleich.
    Meine Augen sicher fragend und doch in Aufbruchstimmung die Segel schon gesetzt. Nahm ich diesen Brief an mich und gab ihr den meinen.
    Sie wusste nicht viel von mir, jedoch das was sie in dieser kurzen Zeit herausgefunden hatte bewegte auch sie.

    So fuhr ich zum Bahnhof und die Vorfreude was befindet sich in diesem Brief konnte ich kaum bremsen. Der Zug fuhr an und ich übte mich in Geduld, wusste ja doch, das diese Fahrt sehr lange dauert. Dann war es so weit und ich nahm diesen Brief in meine Hände, streichelte ihn dankbar und öffnete ihn vorsichtig.
    Nahm zuerst diesen festen Gegenstand, der sich angenehm anfühlte heraus. Das erste Lächeln zauberte dieser Brief mir ins Gesicht. Es war aus Speckstein ein selbstgefertigtes Herz. Von unser ersten Begegnung wusste sie von meiner besonderen Beziehung zu Herzen.


    Sie schrieb, das es an mir liegt was ich mit diesen Brief machen werde. Sie bot mir ihre Freundschaft an, nebenbei schreib sie einen anderen Namen für mich, nichtsahnend was er einmal für eine Bedeutung bekommen würde.
    Nur flüchtig erzählte ich ihr von der besagten Therapiestunde als wir unsere Namen damals durchgenommen hatten.
    Nun saß ich im Zug, die Natur rauschte an mir vorbei. In mir bahnten sich Tränen nach Oben, so ergriffen hatte mich der Inhalt des Abschiedsbriefes.
    Der gleichzeitig Anfang einer wundervollen Freundschaft wurde.

    Es ist eine Freundschaft, so ganz anders und gerade deswegen so wundervoll. Wir gehen jeder unseren Lebensweg weiter und manchmal kreuzen sich unsere Gedanken dann begegnen wir uns rufen uns an oder lassen etwas von uns hören.
    Irgendwann, dem bin ich mir sicher treffen wir uns nicht nur am Telefon oder per Post nein dann wird es real sein.
    Zehn Jahre Freundschaft, Zehn Jahre immer wieder mal freudige Begegnungen wenn wir von einander was hören lassen.
    Ich danke von Herzen für diese wundervolle Wendung eines einzelnen Waldsparzierganges der
    so viel Bewegung in mein Leben brachte.



    CC BY-NC-ND © 25.06.2015 Petra-Josephine