AusWEISEn

    AusWEISEn



    Eigentlich war es eine Routine Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt. Keine Beschwerden die diesen Weg veranlassten. Und doch die panische Angst das ein Zahn gezogen werden könnte. Lies diesen Tag mir mit einem mulmigen Gefühl im Bauch starten.
    Der tägliche Morgenkaffee er schmeckte mir ebenfalls nicht. Na das kann ja ein Tag werden. Ich ging ins Bad um mich zurechtzumachen, noch einmal kräftig die Zähne zu putzen. In meinem Spiegelbild fletschten sich die Zähne, den ich wusste was mein Herz so bedrückte. Mit einer zarten Schminke versuchte ich ein gutes Bild von mir selbst zu erreichen. So ist es recht, lächelte ich dann zufrieden, als ich selbstbewusst das Bad verließ.
    Wo habe ich nur diesen verdammten Ausweis, die Chipkarte gelegt. Und wieder wurde ich mit dem Konfrontiert was mir so unangenehm erschien. Ich fand ihn nach intensiver Suche, dann doch dort wo er immer war. Nur meine eigene Nervosität lies es nicht zu, das ich ihn gleich sah.
    Ein Blick zur Uhr, höchste Zeit ich muss los. Angespannt im Inneren und doch zielstrebig zugleich fuhr ich wachsam zum Zahnarzt.
    Dort betrat ich das Wartezimmer welches gut belegt war. Na Prost Mahlzeit begrüßte ich unzufrieden diesen Raum in dem bald auch mein Name aufgerufen wird. Unauffällig versuchte ich eine Runde mit meinen Augen zu drehen, um alle zu betrachten, welche mich sicher nun bald anstarren werden. Ich legte meine Jacke sorgsam über die Stuhllehne, um mich innerlich zu beruhigen.
    Als ich mich gesetzt hatte wanderte mein Blick fast magisch zur Frau gegenüber, die in einem Buch las und sich nicht stören lies. Die hat es gut, dachte ich mir im Stillen. So entspannt möchte ich auch mal sein. Frau Leise bitte, klang es aus dem Lautsprecher. Welch ein Name, irgendwie auch seltsam, den möchte ich nicht tragen müssen.
    Eine kleine ältere Frau betrat das Wartezimmer schaute mich an, darf ich mich setzen. Mit einer Handbewegung lud ich sie ein Platz zu nehmen. Irgendwie war ich Dankbar aus meinen Gedanken gerissen worden zu sein.
    Da bemerkte ich erst, das eine leise Stimme aus dem Lautsprecher im Wartezimmer zu mir drang. Es war jener Sender in dem Morgens über Namen und deren Herkunft gesprochen wird. Auch das noch, zu Hause drehe ich ihn immer ab, doch hier geht es nicht. Die Kleine Frau, die neben mir saß muss wohl meine Unruhe bemerkt haben, die ich versuchte im Zaume zu halten.
    Sie Lächelte mich an und begann mit einem Gespräch mich aus meiner Situation zu retten.
    Zum Überlegen hatte ich keine Zeit, ich hörte sie aufmerksam und wie gebannt zu.

    Ihr Blick ging zum Lautsprecher, als wollte sie ihn zu uns holen damit wir zu dritt sind. Das ist meine Lieblingssendung offenbarte sie. Na wenn die wüsste, dachte ich mir im Stillen.
    Es ist immer wieder erstaunlich was dieser Namensforscher aus einem Namen lesen kann. Das Wurzeln eines Namens manchmal ein ganz anderes Licht geben, bei der zweiten Betrachtungsweise.
    Früher als ich ein junges Mädchen war, schämte ich mich für meinen Namen, da er genau entgegengesetzt war, als das was man von mir sieht. Sie reichte mir stolz ihre Hand, Entschuldigung
    ich plappre hier einfach drauf los und habe mich noch nicht einmal Vorgestellt.
    Heidemarie Große, sagte sie stolz mit leuchtenden einladenden selbstbewussten Augen.
    Frage mich jetzt Bloß nicht nach meinen Namen, wehrte es sich in mir. Ich spürte wie schon so oft diesen dicken fetten Klos in meinem Hals.
    Da kam sie prompt, schnurstracks direkt auf mich zu, die zu gern abgewehrte Frage. Darf ich sie nach ihren Namen fragen?
    Da saß ich nun, mit meinen knapp 2 Meter Körperlänge und diesen Namen, den ich ertränken könnte. Am liebsten hätte ich mit ihr getauscht und ihren Namen laut ausgesprochen. Doch das ging nun mal nicht, ich versuchte Zeit herauszuschiebenden. Kramte spontan in meiner Tasche um vorzugeben die Nase putzen zu müssen.
    Da hallte mein Name laut aus dem Lautsprecher der Praxis. Als nächstes bitte Frau Klein, es half nichts, ich musste Farbe bekennen. Ich stand auf und folgte dieser Ansage. Frau Große die ja klein war, lächelte mir freundlich zu, na gehen sie schon.
    Geschafft dachte ich für dieses Mal, doch als ich das Behandlungszimmer verließ und das Wartezimmer betrat, forderte Frau Große mich auf kurz zu ihr zu kommen. Ich konnte es nicht abwehren, da war irgendwas entstanden was ich nicht in Worte fassen konnte.
    Gegenüber ist ein Kaffee dort sitze ich des öfteren, würde mich freuen wenn wir gemeinsam mal einen dort trinken könnten.
    Ich wusste, das ich nicht abschlagen konnte, denn da war auf einmal eine starke Abwehr in mir.
    Ich zog meine Jacke über ,schaute auf die Kleine Frau Namens Große und antwortete flüchtig Vielleicht. Denn durch meine Kleinmut war ich mir nicht so sicher.
    Ich ging zur Tür drehte mich um, schaute sie an und wusste sie wird warten auf mich. Nein enttäuschen möchte ich sie nicht, sie war so offen so nett. Waren jene Gedanken die noch in mir wanderten, als ich mich an einem Tisch in jenem Kaffee wiederfand.
    Die Kellnerin muss mich übersehen haben, denn sie bediente jene Gäste zuerst, die nach mir das Kaffee betreten hatten.
    Frau Große betrat das Kaffee und wurde freundlich begrüßt. Sie sah mich gleich sitzen und setzte sich zu mir ohne noch einmal es zu erbitten. Irgendwie waren wir ja auch verabredet im gewissen Sinne.
    Die freundliche Kellnerin bemerkte mich jetzt auch und fragte mich als erste nach meinen Wünschen. Eine große Tasse Kaffee bitte und sie Frau Große heute mal eine kleine Tasse Bitte.

    Es dauerte nicht lange und die Kellnerin servierte die Bestellung. Schaute auf Frau Große und stellte dort die kleine Tasse ab und bei Frau Klein die Große. Das war jener Beginn einer tiefen Freundschaft. Wir lächelten uns an, irgendwie müssen wir das gleiche gedacht haben. Wir trafen uns dann turnusmäßig in diesem Kaffee. Dieses passierte uns noch des öfteren und wir hatten unsere Freude dabei gewonnen.
    Wie aus einem Nichts kommend, hatte ich keine Angst mehr vorm Zähne ziehen. Wurde mir hier ein Zahn gesogen? Vielleicht sind manch eine Begegnung mehr wert, als wir zu erhoffen glauben, da wir sie verURTEILEn und ausWEISEn.

    Ge/Belächelt wird schnell,
    doch was durchlebt jeder für sich!?




    © 11.09.2014 Petra-Josephine