Nur eine Glaskugel
Sie waren beide allein im Büro, zwei Kollegen die stets korrekt ihre Arbeit durchführten .Privates und dienstliches wurde hier strikt getrennt. Keine kannte das Leben, welches der Andere lebte. Als auf einmal der eine Kollege anfing, sein Herz auszuschütten.
Mit ganz wachsamem Blick beobachtete und hörte der andere Kollege ihn aufmerksamen zu.
Dieser hatte den Kollegen immer als sein Vorbild betrachtet, wie wundervoll er alles immer im Griff hat, wie akkurat er all seine Aufgaben stets zur Zufriedenheit des Chefs erledigt hatte.
Und dann die Ernüchterung, das auch er nur mit Wasser kocht. Das auch er seine Schwierigkeiten im Leben hat. Das er gerade an einem Punkt angekommen ist, wo er sprachlos geworden und einfach nicht weiter wusste.
Noch ganz benommen, von dem was er gerade zu hören bekam. Versuchte er sich erst einmal zu sortieren, er wollte nun auf alle Fälle keinen falschen Ratschlag geben, obwohl ihm etwas auf der Zunge lag, das er zu gern spontan geraten hätte. Er fühlte den Schmerz, aber auch gleichzeitig wie schwer es ihn fallen würde und das er alles verlieren würde, was ihm lieb gewesen ist.
Er schaute sich auf seinem Schreibtisch suchend um, um noch ein wenig Zeit für sich herauszuschinden. In der Hoffnung ihm würden die passenden Worte einfallen. Sein Blick fiel auf die Glasmurmel, die seine Tochter ihn neulich in die Aktentasche steckte. Er nahm sie und betrachtete sie, den er fühlte, dass sie gerade jetzt von großer Bedeutung ist.
Auf einmal überkam ihn eine wundervolle Idee. Er nahm die Glaskugel und legte sie seinen Kollegen in die Hand. Schließe bitte mal kurz deine Augen und fühle die Glaskugel in deiner linken Hand. Woher er diese Idee auf einmal hatte, wusste er nicht, nur er fühlte dass sie so passend wäre.
Nun öffne deine Hand und lass sie langsam neigen, egal was jetzt passiert. Er tat, wie ihm geraten und die Kugel rollte aus seiner Hand und noch ein Stück den Boden entlang.
Lächelt und dankbar für diese Erfahrung bedankte sich der Ratsuchende bei seinem Kollegen, die wieder in den Alltag zurückkehrten sind.
Es verging ein viertel Jahr, ohne dass diese beiden je noch einmal darüber ein Wort verloren hätten. Der eine vertraute darauf, dass er ihn damit helfen konnte und der andere gab sich die Zeit seine Erfahrungen mit dieser Erkenntnis machen zu dürfen.
Es war gerade Mittagspause und da lud der damals Ratsuchende den Kollegen einfach spontan zum Mittagessen ein, er wollte ihn das Essen spendieren. Es war ungewöhnlich für diese zwei, da sie stets immer korrekt ihren starren Gewohnheiten nachgingen und daran festhielten. Lächeln forderte er ein zweite mal auf und er gab nach und folgte ihn ohne zu wissen warum dieser Handlungswechsel von statten ging.
Als sie nach dem Essen noch einen kurzen Moment beisammen saßen, lüftete er sein Geheimnis was er bis hierher noch nicht einmal erwähnt hatte. Du erinnerst dich doch noch an das eine Gespräch, wo ich dir meine Sorgen anvertraut habe. Wo ich nicht mehr Land gesehen habe. Da gabst du mir die Glaskugel in die Hand und ich sollte etwas fühlen. Heute möchte ich dir dafür danken, ich habe es kommen lassen, wie es kommen wollte. All meine Bedenken haben sich in Luft aufgelöst.
Er, der Kollege lächelt zufrieden und sagt daraufhin: „Wie gut das ich nicht auf meinem Verstand damals hörte, ich hätte gesagt trenne dich sofort, doch ich fühlte wie stark ihr euch beide liebt. Daher kam mir die Idee mit der Glaskugel, als ich nach einer passenden Antwort suchte.
Das Eis dieser beiden ist von jenem Moment zerbrochen, sie sind sich näher gekommen. Auch für diese beiden Kollegin kam etwas ins Rollen, nur durch das eine Gespräch was alles veränderte.
CC BY-NC-ND © 14.12.2011 Petra-Josephine
Nur eine Glaskugel
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