Dem Sommer entgegen...

    Dem Sommer entgegen...

    Das Grau es türmte sich in tiefer Dunkelheit am Himmel, nur manchmal lies es die Hoffnung seid Tagen zu, dass die Sonne ihre Audienz bekäme bei Mutter Natur.

    Tim wohnte in einem Neubau mitten in einer dicht besiedelten Stadt. Für ihn war es immer eine riesengroße Freude, wenn er bei seinen Großeltern ganz allein Urlaub machen durfte.
    In diesem Jahr war sein Reisekoffer etwas schwerer, da das Wetter wohl nicht so schön angesagt war wie all die vergangenen Jahre. Es sollten seine letzten großen Ferien vor der Einschulung bei den Großeltern werden. Tim freute sich schon auf die Schule und genoss genauso gern die Zeit bei seinen Großeltern.

    Als er angekommen war, wunderte er sich schon sehr, das selbst Amigo gelassen in seiner Hundehütte saß und nicht wie gewohnt ihm glückselig begrüßte. Scheinbar sehnte er sich ebenso nach der vertrauten sonnigen Zeit des Sommers wie Tim es tat.
    Er bezog wie jedes Jahr sein Zimmer, welches seine Großeltern für ihn liebevoll hergerichtet hatten. Machte es sich dort gemütlich, obwohl er eigentlich die ganze Zeit am Liebsten draußen weilte.

    Die Begrüßung war wie immer herzlichst und sie hatten sich viel zu erzählen. Der erste Tag verging wie im Fluge. Als sie so gemeinsam am Tisch saßen und plauschten konnte Tim Amigo genau in seiner Hundehütte beobachten. Es saß fast gelangweilt dort und schaute mit treuen Augen auf den Hof.
    Tim konnte es sich nicht verkneifen und wollte es wissen und fragte sogleich bei Opa nach,
    „Opa was ist mit Amigo los? Wo ist sein Temperament geblieben?“
    Weißt du wir sind doch auch nicht alle Tage gleich gut gestimmt und Amigo geht es sicher ähnlich.“
    Versuchte Opa ihn zu beruhigen. Amigo war nun auch schon in ein Alter gekommen wo er die Ruhe und Gelassenheit genoss.

    Irgendwie war diesmal alles anders. Die ganze Zeit seid drei Tagen fast nur im Haus zu verweilen gefiel Tim überhaupt nicht. Denn das war nicht das was er hier so bei seinen Großeltern liebte nein es war das immer draußen sein. Draußen essen und die vielen Dinge die er hier schon erlebt hat fehlten ihm auf einmal so sehr.

    Abend lag Tim noch lange in seinem Bett wach. Es ging ihn nicht aus dem Kopf ,Amigo so still zu erleben wo er doch ein kleiner Raufbold und voller Tatendrang doch war.
    Da geschah es und Tim kam auf eine geniale Idee. Er stand auf und packte seinen kleinen Rucksack, ganz unten legte er eine kurze Hose und ein luftiges T-Schirt. Schlich sich aus Zimmer und holte etwas Hundefutter welches er ebenfalls zu seinen eigenen Proviant steckte.
    Legte sich schlafen um ganz früh am zeitigen Morgen mit Amigo auf seine geplante Reise zu gehen.

    Tim wurde früher wach, sicher war es seine Vorfreude für jenes was er im stillen geplant hatte.
    Nur er selbst wusste von diesem Ziel seiner kleinen Reise.
    Tim zog sich seine Regenjacke über schnallte sich den Rucksack auf und ging ganz leise zur Tür und verließ das Haus seiner Großeltern.
    Als er die Tür schloss, sagte er leise : „Ich bringe euch den Sommer, ich gehe ihn suchen für euch!“

    Amigo schaute Tim mit großen Augen an, wedelte mit der Rute und willigte ein ihn zu begleiten.
    „Komm mit wir gehen den Sommer entgegen.“
    Als hätte der Hund ihn verstanden schaute er nach oben, wo die Grauen Wolken ostwärts zogen.
    Tim wanderte munter drauf los. Zuerst ging es über weite Wiesen die er besonders mochte.
    Das Gras es war nass und Tim hatte Glück trockene Füße zu haben, da er seine Lieblingsgummistiefel angezogen hatte. Auf diesen Wiesen spielte er schon immer gern mit Amigo.
    Tim kam ins stolpern und fiel über ein Ast den der Wind wohl mitten auf die Wiese getragen hatte.
    Er hob ihn auf brach sich ein Stück ab, welches leicht ging, da er sehr morsch war und warf ihn weit von sich. Amigo war gleich am Ball und lief freudig durch das nasse Grass und hatte sichtlich Spaß an diesem Spiel wie immer.

    Sie waren beide nun so eine Stunde schon unterwegs. Tim betrachtete Amigo der auf einmal stehen blieb und ihn anschaute. „Ach ja wir wollen ja den Sommer holen, hatte ich dir ja versprochen.“
    In dem er dies aussprach streichelte Tim sein freund Amigo übers Fell welches schon sehr nass war.

    Tim schaute auf die grauen Wolken, in denen er alle Grautöne sehen konnte jedoch keinen einzigen Sonnenstrahl erblicken. Wir gehen den Sommer entgegen, also in die Richtung von den die Wolken kommen, sicher ist dahinter der Sommer zu finden. Beschloss Tim ganz selbstbewusst. Ich gehe nicht mit den Wolken, nein ich lass sie über uns ziehen bis wir die Sonne finden.
    In diesem Augenblick wurde es auch ein klein wenig heller und Tim fühlte sich bestätigt in seinen Plan.
    Der Wind wurde kräftiger und Tim war es auf einmal auch nicht mehr so ganz wohl. Die vertrauten Wiesen hatte er schon längst verlassen. Wusste nicht wo er war. Es wurde ihm auf einmal unheimlich und dabei fühlte er die Kälte die sich langsam durch seinen kleinen Körper hindurch bahnte. Er sah sich um und Amigo stupste ihn mit seiner feuchten Nase, als wolle er ihn auf seine Art trösten. Ist schon gut Amigo, wir finden den Sommer ganz bestimmt.

    Sie wanderten einfach westwärts weiter, bis sie auf eine Straße ankamen. Es waren nur noch ein paar Schritte bis zu einem Buswartehäuschen. Da es wieder kräftiger Anfing zu nieseln kam es wie gerufen. Tim freute sich, das er ein trockenes Plätzchen für sich und seinen treuen Begleiter gefunden hatte. Setzte sich ein klein wenig erschöpft nieder. Bis er dann seinen Proviant auspackte und Amigo ebenfalls etwas zum fressen gab.
    Sie speisten gerade gemütlich als ein Auto vorbeifuhr dann plötzlich scharf bremste den Rückwärtsgang einlegte und vor Tim und Amigo zum halten kam.

    Ganz erstaunt sah Tim aufs Auto und konnte kein Wort sagen. Im Auto saß der Bruder vom Opa der gerade aus der Stadt kam und den Opa besuchen wollte. Onkel Werner, so nannte ihn Tim immer erkannte Ihn sofort und wunderte sich die beiden hier so weit entfernt von den Großeltern anzutreffen.
    Er drehte die Fensterscheibe ein wenig runter um sich mit Tim zu Unterhalten.
    „Soll ich dich mit nehmen Tim?“ fragte er höflich. Ich suche den Sommer und möchte ihn entgegen gehen“ antwortete Tim sofort.
    Der Onkel musste lächeln, fuhr das Auto langsam zur Seite stellte es ab und setzte sich zu Tim auf die Bank ins Wartehäuschen.
    „Sag man weiß Oma und Opa das ihr hier seid?“ Forschte er behutsam nach. An Tim sein Gesichtsausdruck erkannte er sofort die Lage. Irgendwie fand er es ja auch goldig, das der kleine Junge den Sommer für Oma und Opa holen wollte.
    Weißt du Tim „sie werden es bestimmt schon bemerkt haben das du fehlst und sich große Sorgen machen!“ Ich rufe sie an damit sie gleich wissen das es euch beiden gut geht.
    Tim war ja auch froh, das er nicht mehr ganz so allein in dieser Fremde war. Der Onkel wählte die Nummer der Großeltern und beruhigte sie sogleich. Er konnte ahnen wie aufgebracht die Beiden wohl gewesen sein müssen als sie fest stellten das Tim mit Amigo nicht wer da waren.

    Ich bring sie euch gleich wieder heim, versprach der Onkel sogleich den aufgeregten Großeltern von Tim. Es dauert nur noch ein Weilchen ich habe noch etwas zu erledigen.
    Tim stieg mit Amigo ins Auto und es wurde ihm auch langsam wieder wärmer während der Fahrt.

    Der Onkel hatte sich sehr genau von Tim erklären lassen, wie er den Sommer finden möchte. Sie waren kurz vor einer Waldstück an dessen Ende es wieder weite Sicht übers große Feld gab. Bis hierher fuhr der Onkel mit Tim. Dann stieg er aus und Tim folgte der Aufforderung ihm zu folgen.
    „Siehst du Tim wie weit die grauen Wolken sich noch ziehen? Da bist du noch Tage unterwegs bis du den Sommer triffst.“
    „Ja das glaube ich auch, wenn ich das hier so sehe“ willigte Tim ein.
    „Ich kann dir aber verraten lieber Tim am Wochenende soll der Sommer zurückkommen von ganz allein.“ er lächelte Tim dabei an. „Der Wetterbericht hatte es vorhin vorausgesagt“

    Sie gingen gemeinsam in Auto und fuhren zu den Großeltern. Ein klein wenig, war es jetzt Tim nun doch mulmig geworden. Wie werden sie reagieren auf seinen Alleingang. Er hatte es doch seinen Eltern versprochen keine Unannehmlichkeiten zu bereiten.
    Immer stiller und blasser wurde Tim auf dem Beifahrersitz im Auto. Der Onkel Legte seine Hand kurz auf Tim seinen linken Oberschenkel und sagte „Sie werden dir schon nicht den Kopf abreißen,
    wenn du ohne den Sommer heim kehrst“

    Das Hoftor war schon weit geöffnet und Oma und Opa empfingen freudestrahlend die Beiden Aufreißer.
    Irgendwie mussten sie ja auch Lachen, „auf was du für Ideen kommst Junge“ Sie nahmen ihn in den Arm und baten ihn, ihnen nicht noch einmal so ein Schreck zu verpassen.
    Tim hatte es ja auch jetzt verstanden das der Sommer von alleine kommt und man ihn nicht suchen braucht. Der Onkel hatte es während der Fahrt ihn liebevoll erklärt.

    Er versprach Tim auch am Wochenende mit raus zu kommen um die Rückkehr des Sommers gebührend zu feiern. So wie es Tim am liebsten hatte lange draußen zu verweilen.

    Tim bedankte sich bei Amigo für seine treue Begleitung und versprach ihn seine Lieblingsmusik aufzulegen. Den als er noch ein Welpe war, tanzte er zu gern nach Tim seine Kinderlieder, die er vom Kassettenrekorder immer und immer wieder aufspielen ließ. Daher bekam er ja auch seinen Namen Amigo. Tim sang zu gern die Lieder nach so gut es eben ging und Amigo gab sein stell dich ein dazu.

    Wie angekündigt kehrte der Sommer zurück und schenkte seine Wärme und von diesem Tage auch allein ein Lächeln wenn sie an Tim seine Unternehmungslustig erinnert werden.

    Den Eltern haben sie davon nie berichtet, es blieb ein Geheimnis zwischen den Großeltern und Tim.
    Nur Amigo hatte manchmal so einen seltsamen Blick als würde er alles verstehen. Tim streichelt ihn freundschaftlich dann über sein weiches Fell und die Welt ist in Ordnung für alle.


    CC BY-NC-ND © 23.06.2015 Petra-Josephine