Erinnerungen
- Details
- Lesezeit: 5 Minuten
- Zugriffe: 1687
In der Lebensblüte heimholt - im Alter von gerade mal 30 Jahren
* * * Als der Tod den Vater viel zu früh heimholte * * *
In der Lebensblüte heimgeholt
Wir wussten beide, dass er schon angeklopft hat an der Tür, und doch hofften wir gemeinsam, dass er sich irrt und weiterzieht. Völlig überfordert im zarten jungendlichen Alter gab ich dennoch mein Bestes um für die da zu sein, die mich danach dann brauchten.
Da standen sie mit betroffenen Augen, ein kleiner Kindergartenjunge und ein Schulmädchen das gerade in der 1 Klasse ging. Wie ich ihnen das beibrachte, kann ich mich nicht erinnern. Nur das ich es ihnen selbst sagen wollte und auch tat.
Vorher ging ich in die Schule und bat die Lehrerin ein besonderen Blick auf meine Tochter zu werfen, gab ihr den Grund auch zur Kenntnis und gleichzeitig auch die Bitte, dass sie es ihr noch nicht erzählen soll, das wollte ich ja wie gesagt selbst.
Den der Schmerz, den wir gemeinsam durch seine Krankheit ertrugen, saß schon so tief, das ich und man möge mir es verzeihen, wenn ich den Ausdruck nun verwenden werde. Als es dann letztendlich bestätigt war, mich irgendwie erlöste. Ich war so dankbar, dass er nicht mehr leiden musste und er erlöst von seinem tiefen Schmerz. Ich gab ihn schon frei, vom ersten Tage seines Ablebens.
Lebte dann bewusst weiter, um der Zukunft eine Chance zu geben. Jedoch und das war halt so und ich möchte darauf nun nicht weiter eingehen. Musste ich ein Jahr erst schwarz und dann dunkel gehen, wegen der Tradition, wie man so schön sagt. Jedoch in der Stad in der ich lebte, kannte man es nicht mehr so hart wie auf dem Lande von dem ich stammte. So zog ich es stillschweigend durch um des frieden Willes. Gefesselt im dunklen Anblick meiner eigenen Kleidung versuchte ich Farbe in den Alltag zu bringen.
Das Schicksal schlug auch in den Kindergarten meines Sohnes zu und ein Kind fiel aus welchen Gründen auch immer aus dem Fenster des elterlichen Hauses und verstarb. Ich erfuhr es, als ich von der Arbeit heim kam und meine Kinder heimholte. Ich selbst war so überwältigt und betroffen, das ich mir beide Kinder aus Angst ihnen könnte etwas passieren in den Armen nahm und völlig erschöpft einschlief. Hatte doch selbst erst gerade meinen eigenen Ehemann durch den Tod verloren. Kurz vor dem Sandmännchen wurde ich wieder wach, beide Kinder lagen noch in meinem Arm. Wir schauten uns das Sandmännchen an und danach erklärte ich ihnen meine Angst die ich um sie hatte. Wir sprachen gemeinsam über dieses Thema Tod und Angst. Ich denke und glaube fest daran, dass man zu Kindern ehrlich sein darf und auch die eigenen Schwächen haben ihre Berechtigung. Wer ist schon Volkommen und kann immer mit ganzer Kraft alles geben. Oftmals zweifelte ich an mir selbst, wenn ich einfach nur menschlich handelte. Sicher lag es daran das mir etwas fehlte, was ich heute genau beschreiben kann es aber nicht möchte. Sanft lege ich ein Tuch darüber, um meinen eigenen Seelenfrieden zu empfangen. Nicht alles muss ans Licht gebracht werden, es kann auch sich zur Ruhe legen und schlummern damit es verblassen kann.
So fuhr ich auch allein mit meinen beiden kleinen Kindern in den Urlaub und versuchte ihnen, ihn so interessant zu gestalten, wie es nur möglich ist. Dort erlebten sie wundervolle Abenteuer, von denen wir uns heute noch unterhalten. Ich bin dankbar, ihnen das ermöglicht zu haben, obwohl ich selbst Hilfe zu dieser Zeit gebraucht hätte.
Der Tod kam viel zu früh nicht überraschend und doch kam ich jahrelang nicht dazu zu trauern. Den trauern kann man nicht mit dunkler Kleidung, das ist nur ein Zeichen, vielleicht auch ein Warnschild VORSICHT der Mensch befindet sich in einer Phase, die sich nicht ganz so leicht durchlebt. Manche Menschen meiden diese auch, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Und doch geht das Leben weiter ganz normal weiter, nur ein einziger fehlt jener der Ausgeschieden ist. Dieser Verlust wird unterschiedlich wahrgenommen, es hängt davon ab, wie stark das Band war mit dem man mit diesem Menschen verbunden war. Es gibt Menschen, die sind wie ein Baum und man lehnt sich gerne an diese an, denn diese geben einem so viel mit auf dem Weg, das sie Jahre lang nach dem Tod immer noch präsent sind. Dann wiederum Menschen die einem etwas abverlangen, was sie selbst nicht fähig sind zu geben. Ob es ihnen selbst bewusst ist oder nicht spielt hier keine Rolle. Sie hinterlässt in dem anderen ein Schmerz, der nie das Tageslicht erreicht, jedoch sehr präsent sich im Herzen eingraviert.
Wer die eigene Kraft besitzt und sie wohnt und wartet in jedem, dem Leben ein Leben in Liebe bedingungslos zu begegnen, dieser wird wundervolle Erfahrungen und Einsichten bekommen. Er wird mit einem Lächeln zurückschauen und dankbar sein für diesen und wenn er noch so schwer war selbst gegangenen schweren steinigen Weg.
Sicher hat er sich eins einsam mitten unter Menschen gefühlt und dann fand er sich selbst mitten unter Menschen in Liebe getragen wieder.
Ich danke all jenen, denen ich begleiten durfte und mein größter Dank gilt jenen die mich begleiten
und mir mein Weg fühlen lassen. Dadurch lernte ich persönlich was trauern für mich bedeutet.
Trauern ist ein sich verabschieden und loslassen von etwas was einem lieb gesonnen ist. Mann verweilt in einem Raum der Stille und nichts kann einem erreichen als sei man selbst gelähmt. Von jenem Augenblick an, in dem man Dankbarkeit empfängt jene Trauer durchlebt zu haben. Öffnet sich der dunkle Vorhang und das Leben geht weiter einen, seinen Weg.
CC BY-NC-ND © 17.04.2012 Petra-Josephine