Kindheitserinnerungen - Bedeutend

    Kindheitserinnerungen - Bedeutend

    Bedeutend

     

    Ich ging in die zweite Klasse als sich diese unvergessliche Geschichte ihren Ursprung hatte. Sehr gern und stolz habe ich auch Blumen für meine Lehrerin mitgenommen. Kinder schenken voller Selbstbewusstsein etwas. Die Freude kann man in ihren Gesichtern ablesen. So durfte ich an jenen Tag, einen kleinen Schneeglöckchenstrauß mit in die Schule nehmen. Weiß nicht ob ich zu aufgeregt war oder vielleicht auch etwas spät dran.
    Auf unserem Hof war ein Kalkhaufen, an den ich vorbei gehen musste. Es lagen noch Schneereste und ein wenig matschig war schon die Erde. Ich rutschte genau an diesem Kalkhaufen aus, mein Schneeglöckchenstrauß riss ich hoch in die Luft, damit den Blumen nichts passiert. Sie bleiben heil nur ich sah wie ein Schneemann aus. Mein schöner blauer Fellkaputzenanorak und meine Strumpfhose waren weiß geworden. Ich holte mein Farad dennoch raus und hatte Angst zurückzugehen, denn dann hätte ich den Schulbus nicht mehr geschafft.
    So machte ich mich schmutzig wie ich war auf den Weg in die Schule.
    Ich fuhr bis zu jener Tante Gerda die uns gestattete, das wir unsere Fahrräder auf ihren Hof abzustellen. So war unser Schulweg dann doch nicht so lang, mit dem Fahrrad war es eine große Erleichterung für uns. Ich mochte diese Tante auch sehr. Sie war Kinderlos und liebte Kinder sehr.
    Als sie mich sah handelte sie sofort, sie ließ mich so nicht weiter in die Schule gehen. Wusste ja das Mutter auch sehr schimpfen kann. Sie entschloss sich spontan meine Jacke und Strumpfhose zu waschen. Ich hatte an jenem Tag Sport und so zog ich mein e Sportsachen an. Da sie schnell handelte schaffte ich den Bus.
    Für sie war es am Eindrucksvollsten, wie sorgfältig ich mit diesem Schneeglöckchenstrauß umgegangen bin. Er war mir wichtiger, als mein eigenes Aussehen. Meine Augen sollen geleuchtet haben, so sehr freute ich mich diese Blumen gerettet zu haben.
    Voller Freude wusch sie ihre ersten Kinderwänsche in ihrem Leben. Auch heute spüre ich noch ihre Begeisterung, wenn sie von dieser Geschichte erzählt. Sie ist nun 77 Jahre und hat dieses Erlebnis auch nie vergessen.
    An dem Tag schien die Sonne und so konnte die Wäsche leicht trocknen. Mutter bemerkte nicht gleich was geschehen war. Denn ich kam sauber nach Hause. Irgendwann erzählten wir ihr diese Geschichte. Ich war dankbar, dass die Tante so sehr zu mir gehalten hat. Denn manchmal geschehen Dinge die einem wirklich sehr unpassend kommen. Es ist wie eine Fackel die man brennend weiterleiten möchte. So sehr freute ich mich etwas weiter verschenken zu können. Es war nur ein Schneeglöckchenstrauß, jedoch für mich war es etwas ganz besonders.



    CC BY-NC-ND © Petra-Josephine