Und wieder hat es Ihn erwischt ...
Sie begegnen sich in Abständen, wenn der Weg sie zufällig kreuzt. Es gab eine Zeit da verweilten sie an einem Ort. Der eine war Betroffen damals, als die Depression Hochkonjunktur hatte, die Andere ein Angehöriger eines Betroffenen. Sie wechselten immer ein paar Worte, wenn sie sich begegnen.
Lassen liebe Grüße ausrichten, denn jene Zeit bleibt unvergessen, für alle.
Sie kannten sich schon so gut, dass sie in den Gesichtern lesen konnten, wie es den anderen gerade ergeht.
Sie brauchten nicht nachfragen, was sie sowieso nicht taten. Wenn sie das Bedürfnis hatten, redeten sie allemal von selbst. Sie waren einander, sehr vertraut.
Es war so wohltunend dieses Glücksgefühl zu teilen, wenn es dem anderen gut ging und man fühlte mit, wenn die Zeit mal wieder am Schwersten war.
Ihnen war sehr bewusst, die Mühlen mahlen langsam, sehr langsam. Lang ist der Leidensweg bis endlich erkannt wird, worunter der Betreffende leidet. Wege werde offenbart, wie man so gut es geht damit umzugehen lernt. Neue Hoffnung wird geboren, lässt den Betroffenen ein Lächeln wieder ins Gesicht zaubern. Ein auf und ab, ein hoch und ein tief, werden so treue Begleiter.
Sie versuchte in kurzen Worten die Lage zu schildern, betroffen war ihr Blick.
Ihm wurde ein Weg ans Herz gelegt, den er einschlagen kann. Doch wieder ist er dadurch, auf andere angewiesen, da diese es ja ermöglichen müssen, also das grüne Licht geben. Er hat seinen Schritt gewagt, innerlich auch durchlebt viele Male, in der Hoffnung, dass er endlich eine Zukunft hat. Das er dadurch sich besser fühlen wird.
Alles wurde ordnungsgemäß in die Wege geleitet und ihm versprochen, dass sie es gleich weiter leiten. Er Hofft und hält sich so gut es geht über Wasser, wartet ab bis eine Resonanz kommt. Die Zeit vergeht und nichts hat sich gedreht. Fest entschlossen fragte er nach woran es liegt. Bittere Erkenntnis, der Antrag bleibt einfach unberührt auf den Schreibtisch liegen. Für ihn unverständlich da er in seinen Gefühlen wieder verletzt wurde. Er versteht die Welt nicht mehr, fällt und fällt so wie er es immer tat.
Sie versucht ihn zu halten, versucht ihn zu verstehen um gemeinsam durch die schwere Zeit zu gehen. Wohlüberlegt setzt sie ihre Worte, da sie ihn sowieso sehr gut kannte und wusste, wie sehr sein Herz brennt. Er versteht kein Wort, will nur fort, von diesem Gefühlsort, seine Geduld ist lahm gelegt.
Sie kann ihn nicht mehr erreichen, wird mit schuldig gesprochen von Ihm. Tief im Herzen lieben sich beide sehr, doch jene Krankheit macht es unsagbar schwer.
Sie hofft und begleitet so gut sie es kann, ihren geliebten Ehemann. Sie wissen die Gründe der Krankheit sehr genau, er kann eigentlich gut damit umgehen. Solange alles in die gewohnte Bahn läuft. Sobald er eine Ungewissheit verspürt, aus der Bahn geworfen wird, aus dem Rhythmus kommt
schlägt die Krankheit erbarmungslos zu und lässt ihn Innnerlich keine Ruh.
Sie sah sehr geschafft aus und sprach auch gleich über die Situation, die sie gemeinsam wieder einmal durchleben. Ihr tat es sehr gut, verstanden zu werden. Das da jemand ist der einfach nur zuhört. Man fühlte ihre Hilflosigkeit und dann noch die Anklage die an ihr haftet. Sie würde ihn nicht verstehen. Sie ging schon seit Jahren gemeinsam jenen schmalen Fad des Ungewissen mit ihm.
Die Andere die geduldig zuhörte, selbst nicht nur einmal unter schwerer Depression gelitten hatte, wusste das sie beide gemeinsam reden können und so sagte sie spontan: „ Der Worte sind genug geflossen, nimm ihn einfach in den Arm und halte ihn, wenn es ihn am schlechtesten geht. Begleite ihn wortlos, so gut du es kannst“ Spontane Rückantwort: „ Daran habe ich auch schon gedacht“
Irgendwie sah sie erleichtert aus, als sie sich dann wieder trennten. Ein Lichtblick in jene Hoffnungslosen Momente ,der schwersten akuten Zeit . Schade eigentlich, das wir November haben und nicht Frühling oder Sommer, dann hätten es beide sicher leichter gehabt.
Es ist schön zu wissen, dass Menschen nicht alleingelassen werden, wenn sie sich schon allein gelassen fühlen unter Menschen. Nicht alles kann man nachvollziehen im Leben, vieles ist einfach unbegreiflich. Ein geduldiges zuhören, hinhören und Aufmerksamkeit schenken. Kann der erste Schritt sein ins Leben zurück. Der zweite der Wichtigere, dem Betroffenen auf den Weg bringen das er sich selbst wahrnimmt und für sich Gefühlsbedingt einen Zukunftsblick wagt, was er für sich selbst erreichen möchte.
Die Grundlage in all dem Handeln ist, das der Betroffene bereit ist, das Thal zu verlassen in dem er sich gefangen fühlt.
Ich wünsche diesen Betroffenen hier und allen anderen, dass sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Schade eigentlich das Alkoholkranke mehr Zuspruch und Hilfe erfahren wenn sie bereit sind sich ihrer Krankheit zu stellen, als jede die Seelisch Krank sind. Das soll keineswegs heißen, dass ich ihnen die Hilfe nicht zusprechen möchte sondern die Ernsthaftigkeit liegt bei beiden gleich hoch. Oder sollen seelisch Kranke erst Abhängige werden? Damit sie die Hilfe bekommen die ihnen auch zusteht? Manches Mal fühle ich das, wenn ich einfach Menschen zu höre ….
CC BY-NC-ND © 23.11.2011 Petra-Josephine